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Wenn der Club der Hobby-Historiker einen Ausflug macht, dann bist meist du diejenige, welche jenen finanziert. Und damit hast du auch kaum ein Problem, denn Geld hast du im Überfluss und jenes steckst du gerne in deine Leidenschaft. Wenn du nicht mit dem Club unterwegs bist, führst du ein vollkommen anderes Leben: du bist die CEO eines millionenschweren Unternehmens, welches seinen Hauptsitz in Inverness hat, jedoch noch jede Menge Zweigstellen in ganz Großbritannien. Du hast dein Leben damit verbracht, hart zu arbeiten. Warst immer nur auf den Erfolg aus gewesen. Das hat sich zwar gelohnt, denn du bist zu einer erfolgreichen Geschäftsfrau und Unternehmensführerin geworden – und hast zu einer Zeit angefangen, als man Frauen nicht zugetraut hat, so etwas überhaupt erreichen zu können, weshalb du stets hattest kämpfen müssen – doch heute bereust du auch einige Entscheidungen. Du bist nicht nur die knallharte Geschäftsfrau, welche gegen Sexismus kämpft und schon so manch einen Rivalen dumm aus der Wäsche hast schauen lassen, sondern auch eine einsame Frau, welche für ihren Erfolg einiges opferte: den Wunsch nach Liebe, nach einer Familie. Bei den Hobby-Historikern fühlst du dich weniger einsam. Dort musst du nicht immer knallhart sein. Du kannst deine verrückte, geschichtsliebende Seite raushängen lassen, Witze reißen, einfach mal du selbst sein. Da ist es das Mindeste, dass du immer mal wieder für alle etwas Extravagantes springen lässt. Vor allem die jüngeren Mitglieder sind dir ans Herz gewachsen. Fast, als wären sie deine Ersatzkinder.

Du bist bereits seit einigen Jahren Teil des Clubs und obwohl du als eines der jüngsten Mitglieder oft aus dem Altersschnitt gefallen bist, passt du dennoch wunderbar zu den anderen. Du hast den Club während deines Geschichtsstudiums gefunden und obgleich du dein Studium etwas später hattest abbrechen müssen, als du schwanger geworden warst, hast du dem Club niemals den Rücken kehren können. So war dein Kind das erste «Historiker-Baby», welches geboren worden war. Seit Thea dem Club beigetreten ist, hast du in ihr eine beste Freundin gefunden, denn ihr seid in einem ähnlichen Alter und habt jede Menge Gemeinsamkeiten. Gerade jetzt, wo Thea schwanger geworden ist, fragt sie dich immer wieder um Rat. Die Schwangerschaft war für dich nicht besonders einfach gewesen. Du warst ungeplant schwanger geworden und dein damaliger Freund hatte dich einfach sitzen gelassen, weil er noch nicht Vater hatte werden wollen. Während er sich jeglicher Verantwortung entzogen hatte, hattest du von heute auf morgen ganz allein mit all der Verantwortung da gestanden. Auch in dieser Zeit hatten die Club-Mitglieder dir beigestanden. Und wenn du einen Babysitter gebraucht hattest, war einer von ihnen meist zur Stelle gewesen. Irgendwie sind sie alle wie die Paten deines Kindes geworden. Manchmal wüsstest du nicht, was ohne den Club aus dir geworden wäre. Für ihre Hilfe bist du ihnen dankbar. Sie sind mehr eine Familie für dich wie deine eigene, weshalb du immer wieder gern zu den Treffen gehst.

Du bist diejenige, welche den Tee, der Woche für Woche angeboten wird, meist ausschlägt und lieber einen starken, schwarzen Kaffee oder gleich ein Bier will. Diejenige, welche die Füße auf den Tisch legt oder breitbeinig auf ihrem Stuhl sitzt, obwohl der Clubleiter es vor allem hasst, wenn man die Füße auf den Tisch legt (und gerade deshalb machst du es so gern, denn du ärgerst ihn gerne). Mit dir ist nicht immer gut Kirschen essen: du bestehst auf deinen Standpunkt, weshalb Diskussionen mit dir ganz schön nerbenaufreiben sein können. Du nimmst kein Blatt vor den Mund und sagst immer, was du denkst. Doch du weißt auch, dass das, was du sagst, Hand und Fuß hat, denn du kennst deine geschichtlichen Fakten. Niemand kann sich so gut Namen und Daten merken wie du. Obgleich du meist ganz schön launig und grießgrämig bist, haben die anderen Mitglieder des Clubs dich in ihre Herzen geschlossen – und du sie auch, selbst, wenn du das nicht so leicht zu zeigen vermagst. Du bist in einem Arbeiterviertel von Inverness aufgewachsen und hast deine Familie schon sehr früh verlassen, denn zu Hause hast du jede Menge schlechte Erfahrungen gemacht. Du hast dich hoch gearbeitet, hast zeitweise mehrere Jobs auf einmal gemacht, um über die Runden zu kommen. Als du dem Club beigetreten warst, hattest du nicht geglaubt, dass das etwas für dich sein würde. Du hattest dich schon immer für die Geschichte deines Landes interessiert – ein Überbleibsel aus deiner Kindheit, wenn du dich in die Seiten der Geschichtsbücher deines Vaters geflüchtet hast, wenn deine Eltern wieder einmal gestritten haben – doch du hast geglaubt, dass in so einem Club nur seltsame Leute sein würden. Doch nun könntest du dir dein Leben ohne den Club, ohne deine Ersatzfamilie kaum noch vorstellen.